Getriebe 660 in 600 Motor einbauen
Verfasst: So 23. Jan 2022, 17:07
Liebe XT Schrauberinen und Schrauber,
ich bin kein Forumsschreiber, der permanent seinen Senf zu irgendwas abgibt, deshalb bin ich hier nicht „berühmt“. Aber mich interessiert Technik, ich habe ein technisches Studium und speziell bin ich XT600-Fan und Schrauber.
Ich habe ein Getriebe der XTZ 660 3YF bekommen aus einem Schrottmotor und habe versucht es in ein XT 600-Gehäuse einzubauen. Ich lese immer, es geht nicht. Deshalb hat mich das gereizt. Hier schreibe ich etwas zur Evolution des Getriebes bei den XT 600 + 660 (3YF) Motoren und dem Versuch des Unmöglichen.
Die erste Frage, die man sich stellt, ist: Warum gehen die Getriebe kaputt? Was ist der technische Wirkmechanismus?
Das technische oder physikalische Prinzip ist, dass die Hertzsche Pressung zu hoch ist, vor allem, wenn auf dem Getriebe „herumgehakt“ wird = mit zu wenig Drehzahl gefahren wird. Dann erleidet das eh zu schwach dimensionierte Getriebe Spannungsspitzen, in der die Hertzsche Pressung zu hoch ist und das Material ermüdet und ausbricht = Pittings. Was kann man tun? Man kann die spezifische Hertzsche Pressung verringern, in dem man die Fläche vergrößert, d.h. die Breite der Zahnräder vergrößert und den Fahrer schulen, richtig mit dem Motorrad umzugehen. Außerdem spielt das Öl auch eine sehr wichtige Rolle, aber dazu hab ich schon mal was veröffentlicht. Der richtige Umgang mit dem Motorrad ist schon oft beschrieben worden, ich gehe nicht darauf ein.
Genau das hat Yamaha gemacht, es hat die Hertzscher Pressung verringert, indem die Breite der Getrieberäder vergrößert wurde, von 11 mm über 12,5 bis 14 mm in der XTZ 660.
Von der Physik zum XT Getriebe: Es gibt eine Evolution, vor allem den 5. Gang betreffend. Ich beziehe mich hier auf das Rad der Antriebswelle (wo der Kupplungskorb drauf ist), auf der gegenüberliegenden Welle ist es prinzipiell genauso:
1. Generation: Breite 11mm, eckiger Eingriff, vergriffen bei Yamaha
2. Generation: Breite 12,5 mm, runder Eingriff, gibt es noch, damit kann man die Getriebe wieder reparieren, auch die 1. Generation, wenn man entsprechend umbaut
3. Generation: Breite 13,5 mm, runder Eingriff. Das war eine Zwischengeneration der letzten XT 600 Modelle, auch vergriffen bei Yamaha
4. Generation: 14 mm breit, eingebaut bei XTZ 660 3YF, auch vergriffen bei Yamaha
5. Generation: XT660 ab 2004. Dies sind komplett neu konstruiertes Getriebe und nicht mehr vergleichbar mit Generation 1-4.
Fazit: Die Getriebe der ersten 4 Generationen sind ähnlich und immer weiterentwickelt worden, in Bezug auf den 5. Gang hauptsächlich immer breiter geworden. Aber die 4. Generation (= das Getriebe der XTZ 660) passt nicht ins Motorgehäuse der XT 600. Das ist richtig und so steht es überall (Foren, Spezialisten, etc.).
Aber wenn man etwas tiefer ins Getriebe abtaucht, findet man Interessantes. Ich habe mit heftigem Nachdenken und einigen Versuchen es geschafft die 14 mm Getrieberäder in das Gehäuse einer 34L einzubauen. Aber es ist mit viel mechanischer Bearbeitung verbunden und man braucht die richtigen Teile. Beides ist nicht so leicht zu realisieren.
Mir hat es viel Spaß gemacht, das herauszufinden und zu bauen. Im Moment ist das „Prototypen-Getriebe“ in einem 34L-Gehäuse verbaut, dreht, schaltet und blockiert nicht. Der nächste Schritt ist der Bau des Motors drum herum und dann im Frühjahr ist sowieso eine umfassende Tour geplant, da werde ich es ausprobieren und auch berichten.
So lange ich nicht weiß, ob das funktioniert, werde ich keine Details weiteren veröffentlichen. Aber wenn jemand allgemein ein kaputtes Getriebe hat, kann er sich gerne an mich wenden.
Was ist meine Hoffnung in Bezug auf den Umbau?
Es gibt viele Motoren, die stabile Getriebe haben. Ich kenne leider nicht die Breite der entsprechenden Gänge, noch das Material, den Härteprozess (Nitrieren oder Aufkohlen), noch deren Modul usw. Aber Yamaha ist genau den Weg gegangen die spezifische Hertzsche Pressung (die Hertzsche Pressung pro Flächeneinheit) zu reduzieren, in dem sie die Breite des 5. Gang-Rades erhöhten. Leider weiss ich nicht, wie lange die 660iger 3YF-Getriebe in der Regel halten, aber ich bin mir sicher, dass ich mit dem Verbau von 14 mm breiten 5. Gang-Rädern die Lebensdauer des 5. Ganges verlängere. Vielleicht wird die spezifische Hertzsche Pressung so weit reduziert, dass das 660iger Getriebe in der XT 600 das ewige Leben hat.
Fazit: Geht nicht, stimmt nicht immer!
Pittings nochmal gut erklärt:
https://addinol.de/produkte/industriesc ... /pittings/
oder
https://www.rewitec.com/blog/pitting-ri ... ausfaelle/
ich bin kein Forumsschreiber, der permanent seinen Senf zu irgendwas abgibt, deshalb bin ich hier nicht „berühmt“. Aber mich interessiert Technik, ich habe ein technisches Studium und speziell bin ich XT600-Fan und Schrauber.
Ich habe ein Getriebe der XTZ 660 3YF bekommen aus einem Schrottmotor und habe versucht es in ein XT 600-Gehäuse einzubauen. Ich lese immer, es geht nicht. Deshalb hat mich das gereizt. Hier schreibe ich etwas zur Evolution des Getriebes bei den XT 600 + 660 (3YF) Motoren und dem Versuch des Unmöglichen.
Die erste Frage, die man sich stellt, ist: Warum gehen die Getriebe kaputt? Was ist der technische Wirkmechanismus?
Das technische oder physikalische Prinzip ist, dass die Hertzsche Pressung zu hoch ist, vor allem, wenn auf dem Getriebe „herumgehakt“ wird = mit zu wenig Drehzahl gefahren wird. Dann erleidet das eh zu schwach dimensionierte Getriebe Spannungsspitzen, in der die Hertzsche Pressung zu hoch ist und das Material ermüdet und ausbricht = Pittings. Was kann man tun? Man kann die spezifische Hertzsche Pressung verringern, in dem man die Fläche vergrößert, d.h. die Breite der Zahnräder vergrößert und den Fahrer schulen, richtig mit dem Motorrad umzugehen. Außerdem spielt das Öl auch eine sehr wichtige Rolle, aber dazu hab ich schon mal was veröffentlicht. Der richtige Umgang mit dem Motorrad ist schon oft beschrieben worden, ich gehe nicht darauf ein.
Genau das hat Yamaha gemacht, es hat die Hertzscher Pressung verringert, indem die Breite der Getrieberäder vergrößert wurde, von 11 mm über 12,5 bis 14 mm in der XTZ 660.
Von der Physik zum XT Getriebe: Es gibt eine Evolution, vor allem den 5. Gang betreffend. Ich beziehe mich hier auf das Rad der Antriebswelle (wo der Kupplungskorb drauf ist), auf der gegenüberliegenden Welle ist es prinzipiell genauso:
1. Generation: Breite 11mm, eckiger Eingriff, vergriffen bei Yamaha
2. Generation: Breite 12,5 mm, runder Eingriff, gibt es noch, damit kann man die Getriebe wieder reparieren, auch die 1. Generation, wenn man entsprechend umbaut
3. Generation: Breite 13,5 mm, runder Eingriff. Das war eine Zwischengeneration der letzten XT 600 Modelle, auch vergriffen bei Yamaha
4. Generation: 14 mm breit, eingebaut bei XTZ 660 3YF, auch vergriffen bei Yamaha
5. Generation: XT660 ab 2004. Dies sind komplett neu konstruiertes Getriebe und nicht mehr vergleichbar mit Generation 1-4.
Fazit: Die Getriebe der ersten 4 Generationen sind ähnlich und immer weiterentwickelt worden, in Bezug auf den 5. Gang hauptsächlich immer breiter geworden. Aber die 4. Generation (= das Getriebe der XTZ 660) passt nicht ins Motorgehäuse der XT 600. Das ist richtig und so steht es überall (Foren, Spezialisten, etc.).
Aber wenn man etwas tiefer ins Getriebe abtaucht, findet man Interessantes. Ich habe mit heftigem Nachdenken und einigen Versuchen es geschafft die 14 mm Getrieberäder in das Gehäuse einer 34L einzubauen. Aber es ist mit viel mechanischer Bearbeitung verbunden und man braucht die richtigen Teile. Beides ist nicht so leicht zu realisieren.
Mir hat es viel Spaß gemacht, das herauszufinden und zu bauen. Im Moment ist das „Prototypen-Getriebe“ in einem 34L-Gehäuse verbaut, dreht, schaltet und blockiert nicht. Der nächste Schritt ist der Bau des Motors drum herum und dann im Frühjahr ist sowieso eine umfassende Tour geplant, da werde ich es ausprobieren und auch berichten.
So lange ich nicht weiß, ob das funktioniert, werde ich keine Details weiteren veröffentlichen. Aber wenn jemand allgemein ein kaputtes Getriebe hat, kann er sich gerne an mich wenden.
Was ist meine Hoffnung in Bezug auf den Umbau?
Es gibt viele Motoren, die stabile Getriebe haben. Ich kenne leider nicht die Breite der entsprechenden Gänge, noch das Material, den Härteprozess (Nitrieren oder Aufkohlen), noch deren Modul usw. Aber Yamaha ist genau den Weg gegangen die spezifische Hertzsche Pressung (die Hertzsche Pressung pro Flächeneinheit) zu reduzieren, in dem sie die Breite des 5. Gang-Rades erhöhten. Leider weiss ich nicht, wie lange die 660iger 3YF-Getriebe in der Regel halten, aber ich bin mir sicher, dass ich mit dem Verbau von 14 mm breiten 5. Gang-Rädern die Lebensdauer des 5. Ganges verlängere. Vielleicht wird die spezifische Hertzsche Pressung so weit reduziert, dass das 660iger Getriebe in der XT 600 das ewige Leben hat.
Fazit: Geht nicht, stimmt nicht immer!
Pittings nochmal gut erklärt:
https://addinol.de/produkte/industriesc ... /pittings/
oder
https://www.rewitec.com/blog/pitting-ri ... ausfaelle/